Helmut Qualtinger, geboren am 8.10.1932 in Wien. Schriftsteller, Kabarettist, Schauspieler. Viele Biographen schreiben ihm ein Medizinstudium zu, das er allerdings nie begonnen hat. Trat nach dem Krieg als Kabarettist und später als Autor von Satiren in Erscheinung, meist als Interpret eigener Texte. Wurde international bekannt durch Theater-, Film- und Fernsehrollen: u.a. als Dorfrichter Adam in Kleists „Zerbrochenem Krug“, als Anselm Eibenschütz in der Joseph-Roth-Verfilmung „Das falsche Gewicht“ und vor allem im Rahmen seiner Welttournee mit dem satirischen Monolog „Der Herr Karl“. Qualtinger ist am 29.9.1986 an den Folgen einer Gelbsucht gestorben.
* 8. Oktober 1932
† 29. September 1986
von Klaus Kemetmüller
Essay
„Enemy of Gemütlichkeit“ nannte der amerikanische Journalist Joseph Wechsberg Helmut Qualtinger in einem Feature in der Zeitschrift „The New Yorker“. „Er ist ein Schurke mit einem makabren Charme, den Österreicher und Ausländer gleicherweise unwiderstehlich finden.“ Diese Würdigung eines österreichischen Aggressions-Giganten und Untergangs-Satirikers in der Gefolgschaft von Johann Nestroy und Karl Kraus blieb auch bislang an Ausführlichkeit und Genauigkeit unübertroffen. Im eigenen Land galt der gargantueske Misanthrop als Kulturwunder, dem man auf dem Umweg über die Boulevard-Presse beizukommen glaubte. Als Schriftsteller wird Qualtinger unterschätzt.
Die fadenscheinige Gemütlichkeit der österreichischen Nachkriegs-Kultur und ihre von ausländischen Mächten geborgte Lebensqualität erbarmungslos entmythologisiert ...